Inga Beale

„Zu versuchen etwas zu verĂ€ndern, ist immer besser, als es einfach so zu lassen.”

Diese Maxime von Inga Beale steht nicht nur fĂŒr ein unternehmerisches Grundprinzip, sondern ist auch die Erfolgsformel fĂŒr eine inklusive und akzeptierende PersonalfĂŒhrung. Beale war 2014 in der 327-jĂ€hrigen Geschichte des Versicherungs- und RĂŒckversicherungsmarktes Lloyd’s of London die erste Frau an der Spitze. Mit Beharrlichkeit und Ausdauer trat sie der von weißen, heterosexuellen MĂ€nnern geprĂ€gten Unternehmenstradition entgegen und wandelte sie zu einer inklusiven, LGBT*IQ-akzeptierenden Kultur. Beim Dinner-Abend 2019 der PROUT AT WORK-Foundation sprach sie ĂŒber die Verantwortung von Unternehmen und wie sie Gesellschaften im Kern zum Besseren wandeln können.

Zum vierten Mal waren in diesem Jahr Senior Executives bedeutender deutscher und internationaler Wirtschaftsunternehmen und –institutionen auf Einladung der PROUT AT WORK-Stiftung zum gemeinsamen DINNER BEYOND BUSINESS in DĂŒsseldorf zusammen getroffen, darunter Vertreter_innen von Continental, BASF, Boehringer Ingelheim, RWE, Google, UniCredit Bank, NestlĂ©, OTTO, Thyssenkrupp, KPMG, Commerzbank und IBM.
In ungezwungener AtmosphĂ€re und bei erstklassigem Abendessen in den GeschĂ€ftsrĂ€umen von Ernst & Young im DĂŒsseldorfer GAP15-Hochhaus folgten sie mit Blick ĂŒber den Rhein einem inspirierenden Impulsvortrag der langjĂ€hrigen Lloyd’s-Direktorin Inga Beale.

“Sticheleien” nennt man der Definition nach den spaßigen Austausch von neckenden Bemerkungen. So werden oft auch die FangesĂ€nge eingeordnet, denen sich die AnhĂ€nger_innen der Fussballschaft des sĂŒdenglischen Badeortes Brighton ausgesetzt sehen.
Dabei sind diese Slogans regelmĂ€ĂŸig homosexuellenfeindlich.
Denn das beschauliche Brighton gilt als besonders tolerant gegenĂŒber LGBT*IQ, viele leben genau deswegen gerne dort. Sowas als “Sticheleien” abzutun, sei eine Ausrede, wenn Menschen Dinge sagen, die sie nicht sagen sollten, beginnt Beale ihren DINNER-Vortrag.

“Als es in der Fußballsaison 2013/14 solche GesĂ€nge gab, fanden einige im Stadion und auch manche der eingesetzten Ordner_innen und Polizist_innen das lustig. Aber fĂŒr andere war es beĂ€ngstigend und verletzend.”

Das sei nun fĂŒnf Jahre her. “Heute ist das natĂŒrlich besser”, behauptet Beale augenzwinkernd ins Publikum und erhĂ€lt wissendes GelĂ€chter. Denn allen ist klar, dass sich seitdem nur wenig getan hat.
“Das gleiche ist bei einem Spiel gegen Brighton diesen Monat wieder passiert. Obwohl ein Schiedsrichter in Frankreich gerade erst ein Fußballspiel wegen eines homophoben Banners im Fanblock unterbrochen hat”, stellt Beale die tatsĂ€chliche Situation klar.

NatĂŒrlich sei es meist die Minderheit im Stadion, die mit solchen homophoben Schlachtrufen auffĂ€llt. “Aber es ist oft die gleiche Minderheit, die rassistische Parolen verbreitet. Der Mehrheit der Besucher_innen nimmt sie dadurch aber die Freude an dem Spiel, das sie eigentlich lieben. Denn die sind am Wettstreit, am Sport interessiert, nicht ob einer der Spieler vielleicht schwul sein könnte.”
Trotzdem gebe es bis heute keinen aktiven schwulen Spitzenfußballer im Vereinigten Königreich. „Warum outen, wenn es doch nichts bringt?“ stellt Inga Beale stellvertretend die Frage, die viele homosexuelle Fußballer_innen umtreibt.

Parallelen in Sport und Business

Beales sportlicher Einstieg in den Abend kommt nicht von ungefĂ€hr, denn Personalfragen im sportlichen Wettstreit stehen fĂŒr Beale sinnbildlich fĂŒr den Umgang mit Mitarbeitern im Wettbewerb der GeschĂ€ftswelt. „Ist die Akzeptanz im Business tatsĂ€chlich so viel besser als im Sport?“

FĂŒr jemanden wie Inga Beale, die ihre Karriere 1982 bei der Londoner Prudential Assurance Company als Underwriter fĂŒr internationale RĂŒckversicherungen begann, zĂ€hlt bei der Beantwortung solcher Fragen nicht allein das BauchgefĂŒhl. Sondern Zahlen und Fakten. Da kommt es gelegen, dass sie Mitglied des Stonewall’s Development Council ist. Dort erhebt man regelmĂ€ĂŸig aussagekrĂ€ftige Indizes zur Gleichberechtigung und Inklusion im internationalen Arbeitsleben. Deshalb hat Beale natĂŒrlich Zahlen dabei:

“Zwei Drittel der LGBT*IQ sind ĂŒberzeugt, dass es Homophobie im Sport gibt, 70 Prozent der FußballanhĂ€nger_innen haben Diskriminierungserfahrungen mitbekommen. Gleichzeitig mussten 18 Prozent im Unternehmensumfeld negative Kommentare von Kolleg_innen ĂŒber sich ergehen lassen. Etwa ein Drittel verberge deshalb die eigene sexuelle Orientierung oder geschlechtliche IdentitĂ€t.”

Obwohl sie im vergangenen Oktober die OUTstanding-Liste der erfolgreichsten LGBT*IQ-Business-Persönlichkeiten anfĂŒhrte und schon 2015 als erste auf der Financial Times-Liste der 100 fĂŒhrenden queeren Executives stand, war es ihr zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn nicht anders ergangen.

„Als ich in meinen Zwanzigern war, hĂ€tte ich selbst fast mein Unternehmen verlassen. Ich war desillusioniert.“ Über Jahre habe sie sich versteckt, zog sich zurĂŒck, verbot selbst ihrer langjĂ€hrigen Partnerin, sie auf der Arbeit anzurufen, um sich nicht versehentlich zu outen. Im Jahr 2008 nahm sie es dann selbst in die Hand, outete sich. „Das Doppelleben machte mich krank.“ Danach sei ihr eine große Last von den Schultern gefallen.

VerÀnderung wagen

Aus dieser eigenen Erfahrung heraus wurde Inga Beale ab 2014 als erste weibliche Lloyd’s-CEO zur treibenden Kraft bei der Modernisierung der Diversity- und Inklusionskultur in der internationalen Versicherungswirtschaft.
So rief sie im Jahr 2015 das Dive-In-Festival als weltweite Initiative zur Förderung von Vielfalt in diesem Wirtschaftszweig ins Leben. Ziel des Veranstaltungsprogramms ist es, Mitarbeitern die Möglichkeit einzurĂ€umen, ihr volles Potential auszuschöpfen und gleichzeitig den Entscheidern zu verdeutlichen, wo der Business Case liegt, wenn man ĂŒber den Tellerrand traditioneller Definitionen von Diversity hinausblickt.
Seither wird bei dem dreitĂ€gigen Festival im September jedes Jahr intersektional ĂŒber Geschlecht, Alter, kulturellen Hintergrund, sexuelle Orientierung, soziale Beweglichkeit, Glauben, Pflegeverantwortung, seelische Gesundheit und körperliche EinschrĂ€nkungen im Zusammenhang mit Talentförderung und Personalentwicklung nachgedacht.

Denn: „Menschen die Angst haben, können niemals ihr bestes geben“, sagt Inga Beale als es vor den Fenstern der E&Y-Etage dunkel ĂŒber DĂŒsseldorf geworden ist. Ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, habe deshalb nicht nur fĂŒr jede FĂŒhrungskraft oberste PrioritĂ€t sondern fĂŒr alle Mitarbeiter_innen.
Wer dieses Ziel konsequent verfolge, könne auch einen großen Sektor wie die Versicherungsbranche innerhalb von fĂŒnf Jahren signifikant inklusiver und LGBT*IQ-akzeptierender aufstellen.

“Ich war die erste CEO bei Lloyd‘s die LGBT*IQ auch ausgesprochen hatte. Bis dahin herrschte dort Frauenmangel und alle waren weiß. Entsprechend war das Kichern, wenn ich beispielsweise das Wort “lesbisch” einfach mal aussprach. Aber ich machte das weiter so, bis meine Mitarbeiter_innen diese Worte auch benutzten und spĂ€ter sogar ihre eigenen Netzwerke grĂŒndeten.
Und Beale geht noch weiter. Was in einem der wichtigsten internationalen Wirtschaftszweige funktioniere lasse sich ebenso auch auf nationale Sozialstrukturen ĂŒbertragen.
„Wenn sich weltweit operierende Konzerne in LĂ€ndern, in denen Lesben, Schwule und Transgender benachteiligt werden, unmissverstĂ€ndlich zu Inklusion und Akzeptanz bekennen, können sie selbst dort Gesellschaften im Kern verĂ€ndern“, gab Beale den Dinner-GĂ€sten abschließend mit auf den Weg.

Beth Brooke-Marciniak

„Mein Leben wandelte sich zum Guten; von einem Moment zum anderen von schwarz/weiß zu bunt. Nach 52 Jahren.“

Schon zum dritten Mal in Folge waren Senior Executives bedeutender deutscher und internationaler Wirtschaftsunternehmen und –institutionen der Einladung des PROUT AT WORK-Netzwerkes in die Bankenmetropole Frankfurt am Main gefolgt um sich beim DINNER BEYOND BUSINESS in lockerer AtmosphĂ€re und bei einem erstklassigen Abendessen ĂŒber die Potentiale und Wege zu einer offenen, vielfĂ€ltigen und diskriminierungsfreien Arbeitswelt auszutauschen.<br>Darunter waren Vertreter_innen von Continental, BASF, Vattenfall, Coca Cola, Thyssenkrupp, der EuropĂ€ischen Zentralbank und SAP. In diesem Jahr war es dabei gelungen mit Beth Brooke-Marciniak eine der 100 einflussreichsten Frauen der Welt als Keynote-Speakerin zu gewinnen und mit ihr in einem ungezwungenen Face-to-Face-Dialog, der viele einfĂŒhlsame Einblicke und beeindruckende Aussagen zuließ, vor dem spektakulĂ€ren Ausblick von Deutschlands höchstem Wolkenkratzer ins GesprĂ€ch zu kommen.

„Mutig“. Dieses Wort kommt einem zwangslĂ€ufig in den Sinn, wenn man Beth Brooke-Marciniak, Global Vicepresident Public Policy und Vorstandsmitglied beim global operierenden Beratungshaus EY (Ernst & Young), beim KamingesprĂ€ch mit PROUT AT WORK-Vorstand Albert Kehrer zuhört.

Schon zum dritten Mal in Folge waren Senior Executives bedeutender deutscher und internationaler Wirtschaftsunternehmen und –institutionen der Einladung des PROUT AT WORK-Netzwerkes in die Bankenmetropole Frankfurt am Main gefolgt um sich beim DINNER BEYOND BUSINESS in lockerer AtmosphĂ€re und bei einem erstklassigen Abendessen ĂŒber die Potentiale und Wege zu einer offenen, vielfĂ€ltigen und diskriminierungsfreien Arbeitswelt auszutauschen.
Darunter waren Vertreter_innen von Continental, BASF, Vattenfall, Coca Cola, Thyssenkrupp, der EuropÀischen Zentralbank und SAP.

In diesem Jahr war es dabei gelungen mit Beth Brooke-Marciniak eine der 100 einflussreichsten Frauen der Welt als Keynote-Speakerin zu gewinnen und mit ihr in einem ungezwungenen Face-to-Face-Dialog, der viele einfĂŒhlsame Einblicke und beeindruckende Aussagen zuließ, vor dem spektakulĂ€ren Ausblick von Deutschlands höchstem Wolkenkratzer ins GesprĂ€ch zu kommen.

Vorbilder – „Wer, wenn nicht ich?“

„Wie mutig“, denken die Zuhörer_innen im Saal also still in sich hinein, wenn Beth Brooke-Marciniak erzĂ€hlt, dass sie die lĂ€ngste Zeit ihres Lebens nicht offen mir ihrer sexuellen Orientierung umgegangen sei.
Es war im Februar 2011, als sie an der Video-Kampagne „It Gets Better“ zur Ermutigung von LGBT*IQ-Teenagern teilnahm und sich spontan entschloss sich vor laufender Kamera als lesbische Frau zu outen.

„Was wĂŒrde ich in diesem Video sagen, wenn ich wirklich ehrlich wĂ€re“, hatte sie sich am Abend vorher selbst hinterfragt. „Ich hatte eine Botschaft zu ĂŒberbringen, von der ich wusste, dass sie von Bedeutung ist.“

Ihre damalige Partnerin und auch sie selbst waren jedoch davon ausgegangen, dass das Outing das Ende ihrer Karriere bedeuten wĂŒrde. Doch die Reaktionen auf ihre aufsehenerregende Offenheit waren das genaue Gegenteil. „Mein Leben wandelte sich zum Guten; von einem Moment zum anderen von schwarz/weiß zu bunt. Nach 52 Jahren.“
Doch nicht nur das. Ihre Offenherzigkeit Ă€nderte gleichzeitig auch die Art, wie in der GeschĂ€ftswelt ĂŒber Diversity gedacht wird.
„Unsere FĂŒhrungsebene war sehr stolz auf mich, ich bekam Anrufe und Emails von Jugendlichen und Eltern und bei einem der darauffolgenden öffentlichen Auftritte stehende Ovationen, die mich zu TrĂ€nen rĂŒhrten.“

Mit ihrer spontanen Outing habe sie in diesem Moment mehr bewegt als jemals zuvor in ihrem Leben, erzĂ€hlt Rolemodel Brooke-Marciniak. „Ich verstand es als meine Aufgabe und Verpflichtung. Wer sollte es tun, wenn nicht ich?“

Business Case – „Der Imperativ des Marktes“

Die besten Talente zu bekommen sei ein Aspekt der Business Case-Perspektive bei der Schaffung eines LGBT*IQ-wertschĂ€tzendes Arbeitsumfeldes, leitet Albert Kehrer den zweiten Schwerpunkt des diesjĂ€hrigen Dinner-GesprĂ€ches ein und die EY-Chefin ergĂ€nzt: „Es geht um den Imperativ des Marktes. Wir mĂŒssen so divers wie unsere Kunden sein. Ob hinsichtlich der FunktionalitĂ€t, der QualitĂ€t oder der Innovation – in der Gesamtsumme sind wir so ĂŒberall besser.

„Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen, die sich auf den Stellenwert von LGBT*IQ fokussieren, auch in allen anderen Bereichen von Inklusion und Diversity, beispielsweise in der Frauenförderung, gut aufgestellt sind.“

Eine große HĂŒrde sei jedoch die schwierige Messbarkeit der Effekte von Maßnahmen fĂŒr die Belange von Lesben, Schwulen und transidenten Menschen im Unternehmen.
„Ich weiß“, antwortet Brooke-Marciniak darauf, „in den meisten LĂ€ndern ist es nicht möglich sich im Unternehmen als LGBT*IQ zu identifizieren.“ Deshalb sei es schwer die Wirkung von LGBT*IQ-akzeptierender Unternehmenspolitik zu bewerten. „Das macht aber nichts. Denn wir wissen, dass sie einen Mehrwert bedeutet.“
Wer allerdings darauf verzichte, weil der Wert nicht messbar sei, der suche nach Ausreden.

Auf die pointierte Frage ihres GesprĂ€chspartners, ob LGBT*IQ-Belange im Unternehmen tatsĂ€chlich notwendigerweise so hohe PrioritĂ€t genießen mĂŒssten, antwortet Brooke-Marciniak wiederum entschieden: „Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen, die sich auf den Stellenwert von LGBT*IQ fokussieren, auch in allen anderen Bereichen von Inklusion und Diversity, beispielsweise in der Frauenförderung, gut aufgestellt sind.“

VerbĂŒndete – „Die Welt verĂ€ndern, Sicherheit geben“

Bei mittlerweile hereingebrochener Dunkelheit vor den Lichtern der Frankfurter Skyline eröffnet Kehrer das letzte Drittel des KamingesprĂ€chs mit der Frage, warum es wichtig sei  als Unternehmen ein LBGT*IQ-VerbĂŒndeter zu sein. Immerhin unterstĂŒtze EY sowohl in Großbritannien als auch den USA diese Personengruppe im Unternehmen gezielt.

„Weil wir Werte haben“, gibt Brooke-Marciniak ohne zu zögern zurĂŒck. „Wir alle sind weltweit aktiv. Doch auf die Gesetze der einzelnen LĂ€nder haben wir keinen Einfluss. Viele davon laufen in die falsche Richtung, sind sogar rĂŒckwĂ€rtsgewandt und Populismus breitet sich aus. „Unsere Fußspuren können die Welt verĂ€ndern.“

Auf Kehrers Frage wie der Einzelne sich im Unternehmen zum VerbĂŒndeten seiner LGBT*IQ-Kolleg_innen machen kann, zeigt das EY-Vorstandsmitglied Brooke-Marciniak eine Reihe von Handlungsmöglichkeiten auf: Zum Beispiel neugierig sein und keine Angst davor haben. Denn es gehe nicht nur immer um die konkreten Anliegen der lesbisch-schwulen-trans*-Bevölkerung, sondern um grundlegendes VerstĂ€ndnis. „Eines Tages kann es auch dich berĂŒhren.“
Erst neulich habe sie in Davos am Rande des Weltwirtschaftsforums mit einem dankbaren CEO gesprochen, dessen Tochter sich unlĂ€ngst  als homosexuell geoutet habe. Die vorherige Auseinandersetzung mit Thema habe ihm dabei sehr geholfen.

Und es gebe den „Wow, sogar auch der“-Effekt, wenn Persönlichkeiten aus der Unternehmensspitze sich öffentlich als VerbĂŒndete der LGBT*IQ-Menschen in ihren Unternehmen zu erkennen gĂ€ben und so fĂŒr diese Mitarbeiter_innen eine bedeutende Sichtbarkeit ermöglichten, die weder fĂŒr die Personalabteilung noch fĂŒr die LGBT*IQ-Gruppen selbst in dieser Form erreichbar sei.

Wichtig sei auch, geouteten BeschĂ€ftigten Hilfsbereitschaft zu signalisieren, Zeit zu lassen aber bei Bedarf unterstĂŒtzend zur Seite zu stehen. „Manche gehen nĂ€mlich lieber wieder zurĂŒck in ihr Versteck, wenn sie den Eindruck haben, dass sie ihrem Boss nicht vertrauen können und nicht wissen ob ihre Offenheit wirklich Sicherheit bedeutet.“

So komme es, dass 70 Prozent der ungeouteten Mitarbeiter_innen ĂŒber kurz oder lang das Unternehmen verlassen wĂŒrden. Deshalb sei es wichtig mit ihnen ins GesprĂ€ch zu kommen um zu erfahren, was noch zwischen ihnen und ihrem Outing steht. „Vor allem aber ist es wichtig die GesprĂ€che mitzubekommen, die so heute nicht mehr stattfinden sollten und dagegen zu halten, denn das kriegen auch die noch ungeouteten mit“, so Beth Brooke-Marciniak am Ende des GesprĂ€chs.

Video vom Fireplace-Chat mit Beth Brooke-Marciniak

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Im GesprĂ€ch mit… Claudia Brind-Woody

The cost of thinking twice – Die Kosten vom Doppelt Denken

Claudia Brind-Woody ist IBM-Vice President and Managing Director Intellectual Property Licencing. Sie arbeitet seit 1996 fĂŒr IBM, unter anderem in unterschiedlichen globalen FĂŒhrungspositionen und ist weltweit eine anerkannte Rednerin. In ihren VortrĂ€gen und BĂŒchern (Out & Equal at Work: From Closet to Corner Office, 2013 sowie The Glass Closet: Why Coming Out is Good for Business, 2014) wirbt sie fĂŒr einen offenen und wertschĂ€tzenden Umgang mit sexueller Orientierung und geschlechtlicher IdentitĂ€t am Arbeitsplatz. Außerdem steht sie beratend unterschiedlichen LGBT-Platt formen, Initiativen und Institutionen, darunter Workplace Pride, Stonewall Global Diversity Champions sowie Out & Equal Workplace Advocates, OUTstanding zur VerfĂŒgung. Lambda Legal und das John C. Stennis Institute of Government. Claudia Brind-Woody wurde mit dem Out & Equal Trailblazer Award ausgezeichnet, und zahlreiche internationale Magazine fĂŒhren sie als weltweit herausragende Persönlichkeit auf dem LGBT-Sektor.

“If you want to create value for your business, then make sure that you both have and value diversity.”

Zusammenfassung


 

Claudia Brind-Woody, IBM-Vice President and Managing Director Intellectual Property, beschreibt IBM als Unternehmen, in dem jeder Mensch willkommen ist erfolgreich tĂ€tig zu sein. Maßgeblich fĂŒr die Unternehmenskultur sei, dass sich Mitarbeiter_innen als eigenstĂ€ndige und wertvolle Persönlichkeiten wahrnehmen. Denn wenn diese sich respektiert und geachtet fĂŒhlten, seien sie nicht nur deutlich produktiver, sondern auch wesentlich positiver gegenĂŒber ihrer BeschĂ€ftigung eingestellt, sagt Brind-Woody. Sie verweist auf die Statistiken zahlreicher Studien, die belegen, dass die ProduktivitĂ€t am Arbeitsplatz um 30 Prozent sinkt, sobald Mitarbeiter_innen wesentliche Teile ihrer Persönlichkeit verstecken und Angst haben mĂŒssen, am Arbeitsplatz geoutet zu sein.

 

Die Auseinandersetzung mit den Themengebieten Diversity und Inclusion hat bei IBM eine lange Historie, die sich bis in die 1920er-Jahre zurĂŒckverfolgen lĂ€sst, so Brind-Woody. Verschiedene Richtlinien und Verbesserungen innerhalb des Unternehmens sorgten seitdem fĂŒr einen fairen und gleichgestellten Umgang mit allen Mitarbeiter_ innen. Das Unternehmen vereine so Menschen aus verschiedenen LĂ€ndern und Kulturen mit unterschiedlichen HintergrĂŒnden und physischen Voraussetzungen – alt und jung, Schwarz und weiß, homo- und heterosexuell. Entscheidend fĂŒr alle sei die Frage, ob diese Menschen wertgeschĂ€tzt werden. In diesem Anspruch begrĂŒndet sich IBMs Ansatz zur Inclusion.

 

Claudia Brind-Woody weist darauf hin, dass es sehr schwer sei, Erfolge von LGBT*IQ-Richtlinien an konkreten Zahlen festzumachen. Wichtig sei allerdings die Tatsache, dass alle aktuellen Untersuchungen darauf hinweisen, dass Innovation durch Diversity entsteht, was ein wichtiger Punkt fĂŒr IBM als Innovationsunternehmen darstelle. Die Arbeit und das Engagement von IBM sei deshalb so wichtig, weil es noch immer Regionen und Gesellschaften gibt, in denen es illegal ist, LGBT*IQ zu sein. IBM unterstĂŒtzt seine Mitarbeiter_innen auch dort, damit diese sicher und möglichst unbefangen arbeiten können.

 

IBM vertritt bei seinem Engagement drei Grundwerte:

  1. Engagement fĂŒr den Erfolg jedes Kunden.
  2. Innovationen, die etwas bedeuten – fĂŒr unser Unternehmen und fĂŒr die Welt.
  3. Vertrauen und persönliche Verantwortung in sÀmtlichen Beziehungen.

 

Das Engagement im Bereich D&I hat sich fĂŒr IBM als ein attraktives GeschĂ€ftsmodel bewĂ€hrt, weil es „die Kosten vom Doppelt Denken” („The cost of thinking twice“) deutlich senken kann. Als solche versteht Claudia Brind-Woody zusĂ€tzliche Kosten, die durch suboptimale ProduktivitĂ€t entstehen. IBM, argumentiert sie, wolle zusĂ€tzliche Personalkosten durch Mitarbeiter_innen vermeiden, die sich am Arbeitsplatz verstellen und ihre eigentliche Persönlichkeit aufwendig verleugnen mĂŒssen. Ebenso soll ein Arbeitsplatzklima, das personelle Vielfalt wertschĂ€tzt, das Unternehmen fĂŒr junge Talente und FachkrĂ€fte attraktiv machen. Sie nicht anzusprechen, wĂŒrde eine vergebene Chance und damit weitere vermeidbare Kosten bedeuten. Insgesamt wolle IBM nicht dafĂŒr bezahlen, intolerant zu sein und ĂŒber zu wenig Innovationskraft zu verfĂŒgen, um zu wachsen. Um erfolgreich Wertschöpfung fĂŒr das eigene Business zu betreiben, schließt Brind-Woody, sei es daher wichtig, Diversity zu haben und diese wertzuschĂ€tzen.

Claudia Brind-Woody

„Auch LGBT*IQ mĂŒssen mutig sein. Es ist ihre Entscheidung. Wir mĂŒssen ihnen jedoch auch die positiven Effekte des Coming-Out aufzeigen, statt wie bisher nur Nachteile damit zu verbinden.“

Claudia Brind-Woody arbeitet seit 1996 fĂŒr IBM, ist Vice President des Unternehmens und zugleich GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Global Intellectual Property Licensing. Damit ist sie eine der einflussreichsten homosexuellen Frauen in der internationalen GeschĂ€ftswelt und eine SchlĂŒsselperson in zahlreichen LGBT*IQ-Organisationen. Mehr als 40 davon fördert das IT- und Beratungsunternehmen mittlerweile in 30 LĂ€ndern und trĂ€gt durch diese offene Haltung dazu bei, dass sich auch in anderen Unternehmen eine LGBT*IQ-wertschĂ€tzende Unternehmensphilosophie etabliert. In den vergangenen Jahren war Brind-Woody nicht nur PreistrĂ€gerin mehrerer Gleichberechtigungspreise sondern auch stĂ€ndige Vertreterin in den internationalen Rankings der einflussreichsten lesbischen Persönlichkeiten. Damit lebt sie vor, was sie von anderen Unternehmenslenker_innen einfordert und zum Titel ihrer Keynote fĂŒr das DINNER BEYOND BUSINESS gemacht hat: „Authentic Leadership“.

Wer Claudia Brind-Woody zuhört, wenn sie ĂŒber die Notwendigkeit und die Chancen einer LGBT*IQ-wertschĂ€tzenden Unternehmensphilosophie spricht, kann sich wechselnder GemĂŒtszustĂ€nde nicht erwehren. Wissendes Schmunzeln lĂ€sst sie auf den Gesichtern ihres Publikums erscheinen, wenn sie als Vice President von IBM erzĂ€hlt, wie man ihr in Japan jĂŒngst berichtet habe, dass es unter den Mitarbeitern keine Schwulen oder Lesben gĂ€be und somit kein Handlungsbedarf bestĂŒnde.
Denn natĂŒrlich wissen die UnternehmensvorstĂ€nde und Senior Executives, die an diesem Abend auf Einladung der PROUT AT WORK-Foundation im Turm der Deutschen Bank AG zum DINNER BEYOND BUSINESS zusammen gekommen sind, dass es nicht so ist. Dass es in jedem großen Unternehmen einen Talentpool von Mitarbeiter_innen mit LGBT*IQ-Background gibt, der noch viel zu oft unerschlossen brach liegt.

Deshalb gelingt es Brind-Woody in ihrer Keynote auch gleich darauf mehrheitlich betretenes Schweigen im Publikum zu erzeugen, indem sie die Frage stellt, wer denn ĂŒberhaupt ĂŒber eine Liste der LGBT*IQ-Top-Talente im eigenen Haus verfĂŒge? Nur wenige.

Als sie die Frage erweitert, ob es im Unternehmen die Möglichkeit zur freiwilligen Selbstidentifikation als LGBT*IQ gibt, ist fast keine Hand mehr erhoben.
Brind-Woody bedauert das, rĂ€umt aber ein, dass in Deutschland der strikte Datenschutz eine solche Selbstidentifikation verhindere: „Wenn wir nicht wissen, wer unter unseren Angestellten einen LGBT*IQ-Hintergrund hat, wie sollen wir sie dann gezielt fördern?“

Auch ein Dinner-Gast fragt, wie man denn Mentoring-Programme fĂŒr LGBT*IQ-Mitarbeiter_innen auflegen solle, ohne dass damit ein Coming-Out verbunden sei.
Brind-Woodys Antwort darauf ist ĂŒberraschend aber unmissverstĂ€ndlich: „Auch LGBT*IQ mĂŒssen mutig sein. Es ist ihre Entscheidung. Wir mĂŒssen ihnen jedoch auch die positiven Effekte des Coming-Out aufzeigen, statt wie bisher nur Nachteile damit zu verbinden.“

Authentisches FĂŒhren bedeute eben auch Teams in vielfĂ€ltiger Zusammensetzung zusammenstellen zu können.
„Eine Fußballmannschaft, die nur aus StĂŒrmern besteht, wird nie ein Spiel gewinnen. Ohne den Torwart in seinen grellen Farben funktioniert es nicht“, zieht Brind-Woody die Parallele zwischen Business und Sport. â€žAuch im GeschĂ€ftsleben geht es schließlich ums Gewinnen.“

‚Walk the Talk‘ – den eigenen Worten Taten folgen lassen

Claudia Brind-Woody arbeitet seit 1996 fĂŒr IBM, ist Vice President des Unternehmens und zugleich GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Global Intellectual Property Licensing. Damit ist sie eine der einflussreichsten homosexuellen Frauen in der internationalen GeschĂ€ftswelt und eine SchlĂŒsselperson in zahlreichen LGBT*IQ-Organisationen. Mehr als 40 davon fördert das IT- und Beratungsunternehmen mittlerweile in 30 LĂ€ndern und trĂ€gt durch diese offene Haltung dazu bei, dass sich auch in anderen Unternehmen eine LGBT*IQ-wertschĂ€tzende Unternehmensphilosophie etabliert.

„Was hilft es, wenn wir hier oben in der Unternehmensspitze tolle Strategiepapiere zu Diversity haben, aber gleichzeitig ein homophober Manager auf der mittleren Leitungsebene der beruflichen Laufbahn und damit dem Leben vieler unserer Talente mit LGBT*IQ-Background im Wege steht?“

In den vergangenen Jahren war Brind-Woody nicht nur PreistrĂ€gerin mehrerer Gleichberechtigungspreise sondern auch stĂ€ndige Vertreterin in den internationalen Rankings der einflussreichsten lesbischen Persönlichkeiten. Damit lebt sie vor, was sie von anderen Unternehmenslenker_innen einfordert und zum Titel ihrer Keynote fĂŒr das DINNER BEYOND BUSINESS gemacht hat: „Authentic Leadership“.
Darunter versteht sie den Auftrag die eigene FĂŒhrungsrolle durch authentische Beziehungen zu den Mitarbeiter_innen zu legitimieren.
„Kann ich als Vorgesetze_r die Worte ‚lesbisch‘ oder ‚transgender‘ so benutzen, so dass mein GegenĂŒber den Eindruck hat, dass es kein Problem ist, so zu sein?“

Das setze einen FĂŒhrungsstil mit dem Herzen voraus, ohne Angst sich dadurch verwundbar zu machen. Aber auch, den eigenen Worten Taten folgen zu lassen. Wer sage, Vielfalt im Arbeitsumfeld sei wichtig, mĂŒsse auch etwas dafĂŒr tun.
„Was hilft es, wenn wir hier oben in der Unternehmensspitze tolle Strategiepapiere zu Diversity haben, aber gleichzeitig ein homophober Manager auf der mittleren Leitungsebene der beruflichen Laufbahn und damit dem Leben vieler unserer Talente mit LGBT*IQ-Background im Wege steht?“

Betroffene Stille fĂŒllt den Saal im 35. Stock als Brind-Woody den FĂŒhrungskrĂ€ften im Publikum erklĂ€rt, weshalb auch heute noch viele LGBT*IQ ein Coming-Out im Beruf vermeiden. Sie erzĂ€hlt von der steigender Zahl lesbischer, schwuler oder trans* Kinder und Jugendlicher in den USA, die von ihren Eltern aus dem Haus geworfen und in die Obdachlosigkeit getrieben wĂŒrden. Von der ebenfalls steigenden Selbstmordrate unter diesen Teenagern.
„Als muslimisches, jĂŒdisches oder dunkelhĂ€utiges Kind wird man möglicherweise auch auf dem Schulhof gemobbt. Aber man kommt nach Hause und findet bei seiner Familie VerstĂ€ndnis und UnterstĂŒtzung, denn die Eltern sind selbst muslimisch, jĂŒdisch oder dunkelhĂ€utig. Bei lesbischen, schwulen, transidenten oder genderqueeren Kindern sind es die Eltern aber meistens nicht.“

Übertragen auf den Anspruch authentischer MenschenfĂŒhrung bedeute dies, zu lernen auch Mitarbeiter_innen motivieren und fördern zu können, die anders seien als man selbst.
Viele, auch sie selbst, seien bei benachteiligenden Entscheidungen oder verletzender Wortwahl in der Vergangenheit zu oft still gewesen. „Aber Schweigen ist kein FĂŒhrungsstil“, bringt es Brind-Woody auf den Punkt.

Am Ende ihrer Keynote ruft sie dazu auf, als FĂŒhrungskraft wagemutiger und selbstbewusster zu sein, auch wenn das bedeute gelegentlich gegen den Strom schwimmen zu mĂŒssen.
„NatĂŒrlich ist es ist wunderbar erfolgreich zu sein. Aber noch stĂ€rker ist es Bedeutsames zu tun.“

Auch in diesem Jahr waren wieder fast 30 VorstĂ€nde und Senior Executives von Lufthansa, Vodafone, IBM, Commerzbank, Deutsche Bank, Fraport, EuropĂ€ischer Zentralbank, Randstad Deutschland, Accenture, White & Case, Sandoz, Oliver, Wyman, Linklaters, Bayer, Procter & Gamble, Hogan Lovells Merck, der Mainzer Verkehrsgesellschaft, KPMG und Google der Einladung der PROUT AT WORK-Foundation gefolgt, um beim Dinner in lockerer AtmosphĂ€re die Vorteile vielfĂ€ltiger und chancengleicher Mitarbeiter_innenfĂŒhrung zu diskutieren.

Video der Rede von Claudia Brind-Woody:

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John Browne

Noch seien Coming-Outs in der Wirtschaft – gerade unter FĂŒhrungskrĂ€ften – selten […]. Es fehle an Vorbildern, die zeigen, wer sie sind.

Wo der frĂŒhere Chef von BP und heutige Executive Chairman der Ölinvestfirma L1 Energie, John Browne (68), auftritt, wird es emotional – ein seltener Umstand in der Welt der Wirtschaft. In seiner Keynote an die teilnehmenden FĂŒhrungskrĂ€fte erzĂ€hlte der gebĂŒrtige Hamburger Browne aus seinem Leben und von seinem jahrzehntelangen Verstecken. Seine Mutter, eine Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, hatte ihm in jungen Jahren eingeschĂ€rft, dass es gefĂ€hrlich sei, jemandem ein Geheimnis zu erzĂ€hlen und ein identifizierbarer Teil einer Minderheit zu sein. An diesen Rat hielt sich Browne bis zu seinem Zwangs-Outing im Jahr 2007. In seinen 41 Jahren bei BP – davon 13 Jahre als Chief Executive –, in der er den Energiekonzern zu einer der grĂ¶ĂŸten Firmen weltweit entwickelte, habe er die ganze Zeit ein Doppelleben gefĂŒhrt: eines fĂŒr die Öffentlichkeit und ein privates als homosexueller Mann. Seine wahre IdentitĂ€t zu verheimlichen, habe von ihm stĂ€ndige Wachsamkeit verlangt, berichtete Lord Browne. Heute findet er, dass es keine gute Idee sei, seine IdentitĂ€t zu verstecken. Das koste Menschen viel Energie und KreativitĂ€t, die in der Arbeitswelt letztlich den Unternehmen verloren gingen.

Eine Studie fĂŒr sein Buch „The Glass  Closet: Why Coming Out is Good Business“ habe herausgefunden, dass der Wert von Unternehmen mit authentisch und offen lebenden VorstĂ€nden deutlich höher liege als bei Unternehmen mit VorstĂ€nden, die traditionell-konservative Ansichten vertreten. Wirtschaft und Gesellschaft profitierten also nachweislich von toleranten Unternehmenskulturen, sagte Brown in seiner emotionalen Keynote. An die anwesenden DAX-Vorstandsmitglieder und Top-FĂŒhrungskrĂ€fte richtete er deshalb den Appell: Die Logik von Unternehmen sei, Menschen zusammen zu bringen. Deshalb sei es nur folgerichtig und wichtig, dass sich Weltkonzerne und große Unternehmen als VorkĂ€mpfer zu Diversity und Inclusion bekennen, sie offen kommunizierten und immer wieder selbst auf die Tagesordnung setzten, um so ein angstfreies Arbeitsumfeld zu schaffen. Noch seien Coming-Outs in der Wirtschaft – gerade unter FĂŒhrungskrĂ€ften – selten, konstatierte der charismatische Browne. Es fehle an Vorbildern, die zeigen, wer sie sind.

In die Runde fragte Browne, wie viel offen schwul lebende VorstÀnde es denn in den Konzernen des S&P 500 Index gebe? Nur einen, und das sei Tim Cook, der CEO von Apple.

Als eine der erfolgreichsten Manager der Welt hat sich John Browne seit seinem Zwangs-Outing durch einen frĂŒheren Freund bewusst entschieden, ein Vorbild zu sein, ein „Role-Model“, um andere zu ermutigen, zu sich selbst zu stehen und ihren eigenen Weg zu gehen.

Er wolle das Richtige tun, erklĂ€rte Brown sein Engagement. Deshalb schreibe er BĂŒcher und sei in der Öffentlichkeit aktiv. Aus eigener Erfahrung wisse er nur zu gut: Die Wirtschaft ist ein „spezieller Ort“ und sehr konservativ. VerĂ€nderungen brĂ€uchten hier Zeit und beharrlichen Druck.

In Deutschland hat sich bisher nur ein Konzern-Vorstandschef als schwul lebend geoutet: Niek Jan van Damme von der Deutschen Telekom.

„This was my first prout-at-work event I was encouraged to join, because I was really interested to hear Lord Browne. He is really interesting as a person and a very credible person to speak about inclusion in corporate environment. He gave us lessons which I hope we could take home to our own companies.“

Die extra zum DINNER BEYOND BUSINESS nach Hamburg gereisten Vorstandsmitglieder waren bewegt von dem, was John Browne erzĂ€hlte. Robin J. Stalker, Finanzvorstand bei Adidas, erinnerte sich an seine erste Begegnung mit der LGBT*IQ-Bewegung, und dass er erst eine Weile ĂŒber ihr Anliegen nachdenken musste, sich heute aber absolut damit identifiziere. „This was my first prout-at-work event I was encouraged to join, because I was really interested to hear Lord Browne. He is really interesting as a person and a very credible person to speak about inclusion in corporate environment. He gave us lessons which I hope we could take home to our own companies.“

An die halbstĂŒndige Rede von Lord Browne schloss sich ein vorzĂŒgliches Essen an, das bis in den spĂ€ten Abend dauerte und wĂ€hrenddessen sich interessante GesprĂ€che und neue Kontakte entwickelten.

Janina Kugel, Arbeitsdirektorin der Siemens AG, wĂŒrde beim nĂ€chsten DINNER BEYOND BUSINESS gern wieder mit dabei sein: „Ich habe eine sehr aufgeschlossene Gruppe von unterschiedlichen Unternehmensvertreter_innen getroffen, die sagen, das Thema ist wichtig, wir wollen es vorantreiben, damit Diversity auch in Deutschland publik wird. Denn, wenn wir es genau ĂŒberlegen, haben wir hier Nachholbedarf Leute zu finden, die sagen, ja ich gehöre der LGBT-Community an, ich stehe dazu, ich bin der oder die, die ich bin, und verstecke mich nicht.“

Norbert Janzen, als Arbeitsdirektor Mitglied der GeschĂ€ftsfĂŒhrung bei IBM, ist ebenfalls von der Idee des Abends begeistert: „Ich habe eine große AffinitĂ€t zur Offenheit und liebe den Austausch zwischen Firmen, weil ich glaube, wir können sehr viel voneinander lernen. Und die Plattform, die hier geboten wurde, ist phĂ€nomenal. Das zu verbinden mit einem After-Work Dinner und mit einem so inspirierenden Gast ist hervorragend. Ich werde eine Menge mitnehmen und in die Firma zurĂŒcktragen.“

Die Veranstaltung mit Lord John Browne in Hamburg ist der Auftakt zu der Reihe DINNER BEYOND BUSINESS. Dabei trifft sich in lockerer AtmosphĂ€re und bei einem erstklassigen MenĂŒ ein ausgewĂ€hlter Kreis von Vorstandsmitgliedern mit den VorstĂ€nden und Stiftern von PROUT AT WORK. Die Keynote von namhaften Referenten schafft jeweils den Rahmen fĂŒr Inspiration und den Austausch ĂŒber neue Perspektiven der Unternehmenskultur. Die Treffen sind in unregelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden geplant.

Der Einladung von PROUT AT WORK zum ersten DINNER BEYOND BUSINESS waren VorstÀnde und Executives von Adidas, Allianz, Bayer, Commerzbank, Covestro, DEA, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Dow, EY, GE, IBM, Latham&Watkin, Merck, Pfizer, PwC , Sandoz, Siemens, Sodexo und White&Case gefolgt.

Video der Rede von Lord Browne:

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