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„Die Herausforderung ist: Das Thema präsenter machen, es als Selbstverständlichkeit etablieren und auch das Engagement und die Sichtbarkeit zu erhöhen. Es ist wichtig, frühzeitig auf Angebote aufmerksam zu machen, damit immer neue Mitarbeiter_innen motiviert werden, mitzumachen.“

Dr. Matthias Stupp ist Partner im Hamburger Büro von Noerr. Er ist seit 2002 in der Beratung von internationalen Unternehmen, Family Offices und Banken im Bereich der Prozessführung und Streitbeilegung tätig. Seine Schwerpunkte liegen im Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Bankrecht. Auf Grund von beruflichen Stationen in Düsseldorf, Kapstadt, New York und Hamburg besitzt Matthias Stupp weitreichende internationale Erfahrung, die er zum Vorteil seiner Mandanten einsetzt. Daneben verantwortet er als Co-Head den Bereich Diversity bei Noerr.

„Meinem Empfinden nach liegt es in der Natur der Sache, sich als schwuler Mann einzusetzen. Ebenso wie ich auf meinem Weg sehr viel Unterstützung erfahren habe, möchte ich andere Personen auch unterstützen. Daher ist es für mich selbstverständlich das weiterzugeben, was mir vorgelebt wurde.“

Dr. Paul Alexander Tophof ist Associate im Düsseldorfer Büro und Mitglied der Praxisgruppe Arbeitsrecht bei Noerr. Er berät nationale und internationale Mandanten in allen Fragen des individuellen und kollektiven Arbeitsrechts. Ein Schwerpunkt seiner Beratung liegt insbesondere auf der (strategischen) Um- und Restrukturierung von Unternehmen, einschließlich der Begleitung damit verbundener Verhandlungen mit Betriebsräten und Gewerkschaften. Er ist Mitglied im Diversity Netzwerk von Noerr und engagiert sich dort insbesondere für den Bereich LGBT+.

Sie waren sofort zu einem gemeinsamen Interview bereit – Danke nochmals dafür! Warum ist es für Sie eine Herzensangelegenheit LGBT*IQ zu unterstützen?

 

Matthias Stupp: Die Herzensangelegenheit erklärt sich aus meiner eigenen Biografie: wie ich mich selbst gefühlt habe, wie ich es mir gewünscht hätte. Visibilität zu schaffen ist wichtig. Das ist Teil der Firmenkultur und muss dementsprechend gelebt werden. Es hat keinen Zweck, wenn ältere Partner oder das Management vorschreiben, dass „ab heute alle divers sind“. Das ist ein Thema, bei dem die eigene Überzeugung sichtbar sein sollte – und das vorgelebt werden sollte. Dementsprechend ist es notwendig, mit eigenem Engagement an die Sache heranzugehen und anderen zu zeigen: „Das ist für uns wichtig, weil es eine Herzensangelegenheit und kein „business-case“ ist.“ Diese Botschaft ist den Mitarbeiter_innen wichtig. Aus diesem Grund bauen wir das mit ihnen gemeinsam von Anfang an auf. Gleichzeitig schaffen wir damit Möglichkeiten, sich zu vernetzen.

Paul Tophof: Meinem Empfinden nach liegt es in der Natur der Sache, sich als schwuler Mann einzusetzen. Ebenso, wie ich auf meinem Weg sehr viel Unterstützung erfahren habe, möchte ich andere Personen auch unterstützen. Von vielen Jurastudenten kam bereits die positive Rückmeldung darüber, wie ehrlich ich mit meiner sexuellen Orientierung umgehe und somit für sie als Vorbild fungiere. Daher ist es für mich eine Selbstverständlichkeit das weiterzugeben, was mir vorgelebt wurde.

Dr. Stupp, unter ihrer Leitung trifft sich regelmäßig das Noerr Diversity-Comitee. Gibt es konkrete Planungen für Aktivitäten in Ihrem Unternehmen zu LGBT*IQ am Arbeitsplatz?

 

Matthias Stupp: Unser Diversity-Ansatz ist derzeit sehr vielfältig. Das Comitee setzt sich aus sechs Leuten zusammen, wobei verschiedenste Projekte von kleineren Gruppen umgesetzt werden. Wir widmen uns dem LGBT*IQ-Thema mit dem Ziel, die Visibilität zu erhöhen und den Vernetzungsgedanken stärker in den Vordergrund zu rücken. Dies wollen wir vor allem durch Veranstaltungen und Mitgliedschaften erreichen. Ein weiterer Aspekt ist die Pro Bono Arbeit. Wir freuen uns immer, wenn Noerr in diesem Bereich tätig sein und als Unternehmen etwas bewirken kann. Letztlich sind wir Anwälte geworden, weil wir für Gerechtigkeit, auch für die LGBT*IQ Community, kämpfen wollen.

„Es ist nicht so schwer wie viele denken, man muss sich einfach trauen. Kleine Handlungen reichen zu Beginn aus. Jede_r hat eine Community, über die eine Vernetzung möglich ist.“„Es ist nicht so schwer wie viele denken, man muss sich einfach trauen. Kleine Handlungen reichen zu Beginn aus. Jede_r hat eine Community, über die eine Vernetzung möglich ist.“

Wo sehen Sie die Herausforderungen zu LGBT*IQ Diversity bei Noerr in den kommenden Jahren?

 

Matthias Stupp: Eine Herausforderung ist die Sichtbarkeit und die Motivation der Mitarbeiter_innen, sich aktiv zu engagieren. Durch die natürliche Fluktuation in einem Unternehmen ist es wichtig, frühzeitig auf Angebote aufmerksam zu machen, damit immer neue Mitarbeiter_innen motiviert werden, mitzumachen. Von beispielsweise 50 LGBT*IQ-Personen in einem Unternehmen, ist möglicherweise nur die Hälfte auch gerne aktiv tätig. Mitarbeiter_innen aus dem Assistenzbereich oder Praktikant_innen, die nur drei Monate da sind, melden sich eventuell gar nicht oder teilen uns erst zum Schluss mit, dass sie toll finden, was wir machen. Melden sich diese Personen früher, haben wir die Möglichkeit, sie besser einzubeziehen. Das ist die Herausforderung: Das Thema präsenter zu machen, es als Selbstverständlichkeit zu etablieren und auch das Engagement zu erhöhen.

Paul Tophof: Ich sehe diese Herausforderung auch gleichzeitig als Chance, gerade junge Talente aus der LGBT*IQ Community zu gewinnen. Wenn wir diese Sichtbarkeit im Unternehmen schaffen und zeigen, dass wir ein Arbeitgeber sind, bei dem das Thema LGBT*IQ sehr präsent und hochgestellt ist, ist es eine wirklich große Chance.

Was würden Sie Unternehmen raten, die in ihrem Einsatz für LGBT*IQ-Diversity noch ganz am Anfang stehen?

 

Matthias Stupp: Es ist nicht so schwer wie viele denken, man muss sich einfach trauen. Kleine Handlungen reichen zu Beginn aus. Jede_r hat eine Community, über die eine Vernetzung möglich ist. Die meisten Unternehmen wissen nicht, ob ein solches Netzwerk funktioniert, weil oftmals nicht klar ist, wie viele Mitarbeiter_innen tatsächlich LGBT*IQ sind.  Davon sollte man sich allerdings nicht abhalten lassen. Im Endeffekt hilft es allen.

Paul Tophof: Es hilft auch, die Angebote von PROUT AT WORK wahrzunehmen. Die Erfahrung, die Expertise von anderen einzuholen, um davon profitieren zu können.

Matthias Stupp: LGBT*IQ lebt nicht nur von den Leuten, die sich damit identifizieren, sondern auch von Allies. Diese kommen zu Veranstaltungen und berichten, „ich bin nicht schwul, aber mein Bruder ist es“. Sie haben einen Bezug dazu und wollen sich deshalb engagieren und darüber hinaus auch vernetzen. Fazit: Einfach machen.

Wobei erhoffen Sie sich konkrete Unterstützung von PROUT AT WORK?

 

Matthias Stupp: Im Vordergrund steht für uns der Vernetzungsgedanke. Alles allein zu schaffen ist schwer. Daher holen wir uns Hilfe von Euch, PROUT AT WORK, um das Thema professionell anzugehen. Gerade bei wichtigen Themen, wie dem Gendern, sind wir als Kanzlei im Findungsprozess, wie wir damit korrekt umgehen sollen. In der Situation ist PROUT AT WORK mit ihren Empfehlungen eine große Unterstützung für uns: mit konkreten Empfehlungen, die wir Menschen an die Hand geben können. Ob es dann auch wirklich so umgesetzt wird, ist eine andere Frage. Aber trotz alldem ist PROUT AT WORK einfach ein toller Ideenpool. Gerade das wünschen wir uns.

Paul Tophof: Für uns ist auch Eure Erfahrung und Euer Wissen über verschiedene Veranstaltungsformate, die wir bei uns übernehmen oder die wir mit Euch zusammen wahrnehmen können, eine große Unterstützung. Ich erwische mich selbst öfters dabei, dass auch ich nicht alles über die verschiedenen Themen weiß. Da ist es hilfreich, diese Themen klar für uns zu definieren. Deswegen ist das auch die Unterstützung, die wir uns von PROUT AT WORK wünschen.

Lieber Matthias Stupp, lieber Paul Tophof vielen Dank für das Gespräch!