Bi+ Visibility Day 2022

Kampagne: #BiVisible
zum diesjährigen Bi+ Visibility Day

Das Ziel der Kampagne ist, bisexuelle Menschen zu stärken und gemeinsam durch eine große Anzahl an Teilnehmer_innen Sichtbarkeit zu schaffen sowie die Vielfalt bisexueller Personen zu verdeutlichen.

Als bisexuell verstehen wir alle Menschen, die romantische und/oder sexuelle Beziehungen nicht ausschließlich zu Menschen eines bestimmten Geschlechts führen.

Die Kampagne wurde gemeinsam von der PROUT AT WORK-Foundation und Accenture initiiert.

#BiVisible – Bi+ Visibility Day 2022

Der Bi+ Visibility Day wird seit 1999 jährlich am 23. September gefeiert um auf die komplexen Lebenswirklichkeiten bisexueller Menschen aufmerksam zu machen. Im Rahmen dieses Tages haben wir bisexuelle Personen gefragt, wie sie (ihre eigene) Bisexualität erleben und was sie sich im Bezug darauf wünschen. Ihre Antworten haben wir hier für Sie zusammengetragen:

Sarah Schiller (sie / ihr), Head of Trial Molds Replacement – R&D Tires, Continental

Wie erlebst Du das Thema Bisexualität auf der Arbeit aktuell?

In der Ingenieurswelt erlebe ich vorallem heterosexuelle Männer, die zwar irgendwann homoerotische Erfahrungen gemacht haben, sich aber von bi+ oder homo+ distanzieren. Bi+ passt anscheinend nicht so recht in die Vorstellungswelt der Kolleg*innen. Bi+ wird hier auch oft mit Promiskuität oder mangelnder Entscheidungskraft in Verbindung gebracht.

Wie möchtest Du als bisexueller Mensch gesehen werden?

Zuschreibungen, die auf Vorurteilen basieren, empfinde ich als ungerecht. So bin ich zum Beispiel aus eigener Entscheidung monogam, habe also „trotz“ bi+ normalerweise eine Beziehung zu genau einer Person. Da möchte ich keine Wertung poly/mono verstanden wissen; alle sollen nach ihrer Facon glücklich werden. Mir ist vor allem wichtig, dass ich gesehen werde, wie ich bin.

Wie kann das Thema auf der Arbeit vorangetrieben werden?

Awareness ist hier wie für die meisten LGBTQIA Themen der Schlüssel, um mit Vorurteilen aufzuräumen, und um unreflektierte Verletzungen in Zukunft zu vermeiden. Deswegen sind Visibility Kampagnen wie der Bi+ Visibility Day so wichtig!

Wie erlebst Du das Thema Bisexualität auf der Arbeit aktuell?

Ich bin Solo Mutter und bisexuell. Ich werde erstmal nicht als bisexuell oder als Teil der LGBT* Community wahrgenommen, da ich ein Kind aus einer Beziehung mit einem Mann habe. Wenn ich Kollegen erzähle, dass ich aktiv in der LGBT* Community der Firma bin, sind sie erstmal verwirrt. Wenn ich mich dann als bisexuell oute, sind die Reaktionen aber bisher meist neutral. Ich habe allerdings auch schon erlebt, dass eine lesbische Kollegin im Rahmen eines LGBT Treffens der Firma das Interesse in dem Austausch mit mir plötzlich sehr offensichtlich verlor, als ich ihr sagte, ich bin bisexuell. Dass selbst die LGBT* Community bisexuelle Leute nicht ernst nimmt ist leider oft Realität. Ich habe auch schon Sprüche gehört wie „als du lesbisch warst“ oder „als du in dem anderen Team gespielt hast“ und so fühlt man sich als bisexueller Mensch nicht verstanden. Auch wenn die Reaktionen neutral sind, bin ich mir also nicht sicher, was die Kollegen darüber denken und was für Vorurteile sie haben. Mir ist aber wichtig, mich outen zu können, denn meine Bisexualität macht viel von meiner Geschichte und von mir selbst aus.

Wie möchtest Du als bisexueller Mensch gesehen werden?

Ich verliebe mich in einen Menschen. Unabhängig von dem Geschlecht. Bisexualität ist für mich keine Phase, ich bin nicht verwirrt, ich weiß ganz genau was ich für mich in einer Beziehung wünsche. Der Weg dorthin war dennoch nicht einfach für mich, denn ich dachte selbst lange Zeit, ich muss mich „für eine Seite“ entscheiden und outete mich als lesbisch. Irgendwann musste ich mich nochmal outen, diesmal als bisexuell, als ich verstand dass ich mich auch in Männer verlieben kann und das ok ist. Meine nicht-binäre sexuelle Orientierung wurde lang nicht aufgenommen. Das macht einfach meine Geschichte und meine Erfahrungen aus.

Wie kann das Thema auf der Arbeit vorangetrieben werden?

Dem Thema Bisexualität Raum geben, wenn man in der Firma über die LGBT* Community spricht (Vorträge, Diversity & Inclusion).

Rafaella Fabris (sie / ihr), Quality Manager, Infineon Technologies
Frank thies (er/ihm), Verbeamteter lehrer, diversitätsbeauftragter

Wie erlebst Du das Thema Bisexualität auf der Arbeit aktuell?

Ich bin an meiner Schule nicht nur Lehrer, der sich schon seit Langem für Vielfalt einsetzt, sondern auch Diversitätsbeauftragter, der berät und einige Projekte in Gang bringt. Ich bin als bisexuell geoutet. Kolleg*innen haben mich auf Zeitungsinterviews angesprochen und gratuliert. Sie finden das gut. Mittlerweile erlebe ich auch, dass sich immer mehr Schüler*innen outen – vor allem als bisexuell, non-binary oder trans*. Schwule und bisexuelle Jungs sind da aber eher zurückhaltend. Wir hissen zum 23.9. auch die Bi-Flagge an der Schule.

Wie möchtest Du als bisexueller Mensch gesehen werden?

Grundsätzlich ist natürlich meine Bisexualität nur eine Eigenschaft unter vielen bei mir. Ich bin auch noch kreativ, zuverlässig, empathisch, oft ungeduldig, albern, liebe Brett- und Kartenspiele, Fantasy, Schreiben und Yoga. Aber Sichtbarkeit spielt schon eine Riesenrolle für Bi+sexuelle, weil sie eben immer wieder übersehen oder sogar aktiv unsichtbar gemacht werden. Ich finde, Bisexualität ist eine Bereicherung, deswegen möchte ich, dass das als eine schöne Seite gesehen wird.

Wie kann das Thema auf der Arbeit vorangetrieben werden?

Durch Vielfalts- und Diversity-AGs, durch Bi-Flaggenhissungen, durch eine Selbstverständlichkeit, dass Menschen sich in Menschen verlieben können, und das kann auch abwechselnd verschiedene Geschlechter sein. Und es können auch mehrere Menschen gleichzeitig sein. Durch Unterstützen des Bi+Prides. Teilnahme bei #TeachOut (falls man etwas mit Bildung zu tun hat). Ein eigenes Coming-out macht anderen Mut, daher wenn man einen guten Stand auf der Arbeit ist, beliebt ist und/oder mutig – worauf wartest Du? Wenn nicht für Dich – dann für andere!

PANELGEsPRÄCH ZUM BI+ VISIBILITY DAY

Neben der Bi+ Hashtag Kampagne wird am 23. September ebenfalls eine Paneldiskussion stattfinden. Bei dieser sprechen wir mit bi_sexuellen Personen über die (Un)Sichtbarkeit von Bisexualität in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz, Biases und was jede_r einzelne machen kann, um zu einem besseren, offeneren Umfeld für Bi+ Menschen beizutragen. #WeAreFamily

Die Paneldiskussion ist für alle Interessierte kostenlos und findet von 17:00 bis 18:30 Uhr statt.

Tipps für Bisexuelle Personen

Ein bisexuelles Coming Out kann auch heute immer noch mit Schwierigkeiten und Diskriminierungserfahrungen verbunden sein. Wenn es Ihnen hilft,

  • Suche Dir Verbündete / Role Models im Unternehmen.
  • Vernetze Dich mit dem LGBT*IQ-Netzwerk.
  • Such Dir Unterstützung im Umgang mit unpassenden Kommentaren oder diskriminierendem Verhalten.
  • Denk immer daran: Du bestimmst den Zeitpunkt und die Art Deines Coming Outs.

Tipps Für Unternehmen

  • Für Unconscious Bias sensibilisieren
  • Klare Anforderungsprofile schaffen
  • Einstellungsverfahren anonymisieren
  • Aufbau / Stärkung des internen LGBT*IQ-Netzwerks

TIpps für Allies

  • Informiert Euch über bisexuelle Themen.
  • Nutzt eine genderinklusive Sprache.
  • Fetischisiert keine bisexuellen Beziehungen.
  • Setzt Euch für die Rechte und gegen die Diskriminierung von bisexuellen Personen ein. Unterstützt beispielsweise die Aktion nodoption, die sich gegen die Stiefkindadoption bei Regenbogenfamilien und für die Anerkennung der Elternschaft einsetzt.

Mehr über Bisexualität und den Bi+ Visibility Day

Bi+Pride
Bi Berlin
Queer Lexikon

Beratungsstellen

LIBS – Lesben Informations- und Beratungsstelle e.V.

LIBS e.V. ist psychosoziale Beratungsstelle und gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, den Ursachen und Folgen gesellschaftlicher Diskriminierung von lesbischen und bisexuellen Mädchen und Frauen entgegenzuwirken – sei es aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung.

Regenbogenfamilien München

Die Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien setzt sich dafür ein, gesellschaftliche Bedingungen, die Regenbogenfamilien aller Farben benachteiligt, totschweigt oder unsichtbar hält, zu verändern und zu verbessern.

Rosa Strippe

Der gemeinnützige Verein Rosa Strippe befasst sich mit den individuellen und gesellschaftlichen Problemen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* Personen und intersexuellen Menschen und leistet ihnen Hilfestellungen zur Lösung ihrer Probleme.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen in unserer Geschäftsstelle zur Verfügung.