
Der Bi-Visibility Day 2021 findet seit 1999 jĂ€hrlich statt. Der heutige Tag beendet die Bisexual Awareness Week, die dieses Jahr vom 16.-23. September 2021 stattgefunden hat. Er soll ein Bewusstsein fĂŒr bisexuelle Menschen, ihre Anliegen und Diskriminierungserfahrungen schaffen sowie diese sichtbar machen. BisexualitĂ€t wird oftmals auch als Ăberbegriff fĂŒr verschiedene Bi-identitĂ€ten verwendet. Darunter zĂ€hlen z.B. Bisexuelle, Bicurious-Personen, Pansexuelle, Polysexuelle, Multisexuelle und Omnisexuelle.
Der Begriff BisexualitĂ€t bildet sich aus dem lateinischen Wort âbiâ (was soviel wie âzweiâ bedeutet) und steht (wortwörtlich und binĂ€r gesehen) fĂŒr das Interesse an dem eigenen Geschlecht als auch an dem gegenteiligen Geschlecht. Heutzutage, mit der fortschreitenden Auflösung der binĂ€ren Norm durch die nicht-binĂ€re GeschlechtsidentitĂ€t und anderen Ausdrucksformen von Geschlecht, gibt es schon lange Diskurse, wie binĂ€r diese sexuelle Orientierung wirklich zu sehen ist. Wichtig ist, dass jede_r Bisexuelle fĂŒr sich selbst eine eigene Definition von BisexualitĂ€t bildet, bei der bspw. nicht-binĂ€re oder trans*-Personen mit inbegriffen sind. Als ĂŒbergreifende Definition kann also festgesetzt werden, dass BisexualitĂ€t die Anziehung zu zwei oder mehr Geschlechtern beschreibt.
Die Symbolik hinter den Farben der Bisexuality-Flagge:
- Pink steht sowohl fĂŒr die emotionale als auch sexuelle Anziehung zum selben Geschlecht.
- Lila reprĂ€sentiert den âOverlapâ, die Symbolik fĂŒr das Interesse an zwei oder mehr Geschlechtern.
- Blau steht fĂŒr die emotionale als auch sexuelle Anziehung gegenĂŒber des anderen Geschlechts.
Interview mit prout executive Dr. folma kiser, Director bei der bayer AG

Welche prÀgenden Erfahrungen in Bezug auf deine BisexualitÀt hast Du (am Arbeitsplatz) gemacht?
Ehrlich gesagt wenige. Ăberraschte Gesichter ist vielleicht das Eine und komplettes Schweigen das Andere. Eine wirklich groĂartige Erfahrung aber war, als mit ein Kollege gesagt hat, dass er sich nun traut auch offen zu seiner SexualitĂ€t zu stehen. Er hat mich auf der PROUTExecutives-Liste gesehen und ist ĂŒberzeugt, dass man bei Bayer seine IdentitĂ€t offen leben kann und trotzdem eine Karriere möglich ist. Das hat ihn sehr ermutigt.
Wie wird das Thema BisexualtiÀt an Deinem Arbeitsplatz thematisiert?
SexualitĂ€t wird grundsĂ€tzlich nicht thematisiert, auĂer beim internen LGBT*IQ Netzwerk BLEND und am Rande beim Thema D&I.
Vor welchen Herausforderungen stehst Du als bisexuelle Person bzw. mit welchen Stereotypen siehst Du dich konfrontiert?
Ich sehe mich weniger als bisexuelle Person mit Herausforderungen konfrontiert sondern mehr als Regenbogenfamilie im Allgemeinen. Das sieht man daran, dass zum Beispiel die Begriffe “schwul”, “lesbisch” und “bi” auf Schulhöfen (und nicht nur da) immer noch als Schimpfwörter benutzt werden und auch Erzieher und Lehrer das Thema LGBT*IQ und allgemein Inklusion meiden. Gesellschaftliche Akzeptanz ist immer noch schwer, wenn die groĂen demokratischen Parteien hier auch nur halbherzig reagieren. Der Druck auf andere Staaten wie der G7 ist auch nicht da, sodass gleichgeschlechtliche Ehen nicht in allen G7 Staaten anerkannt sind. Meine Frau bekam in Japan nicht einmal einen âresidence statusâ, wohingegen unsere Kinder und ich ihn bei unserem Aufenthalt bekamen.
Was hĂ€ttest Du dir fĂŒr dein Coming-Out noch gewĂŒnscht?
Das war fĂŒr mich noch zu Beginn der Internetzeit, mehr vernetzte Gruppen wĂ€ren hier toll gewesen. Ich denke, dass das Informationsangebot und allgemein Netzwerke heute deutlich besser sind. Und auch wenn das Thema LGBT+ in der Schule auf dem Lehrplan gestanden hĂ€tte – dann hĂ€tten es alle, die nicht hetero-cis sind, leichter gehabt, ihre IdentitĂ€t zu verstehen.
Statements von Accenture Mitarbeiter_innen zu ihren erfahrungen mit bisexualitÀt

Teresa Pieper – Management Consultant
Hallo, mein Name ist Teresa (she/her) und ich arbeite als Unternehmensberaterin im Bereich Finanzdienstleistungen.
Ich war 30 Jahre alt, als ich begriff, dass ich mich zu Menschen unabhĂ€ngig von ihrem Geschlecht hingezogen fĂŒhle.
Ich habe mich mit MĂ€nnern nie unwohl gefĂŒhlt, und das ist der Grund, warum ich nicht erkannt habe, dass ich mich auch zu Frauen und anderen Geschlechtern hingezogen fĂŒhle.
Mit einer gröĂeren Sichtbarkeit von Menschen, die sich als bisexuell identifizieren, hĂ€tte ich das viel frĂŒher erkennen können und hĂ€tte somit das GefĂŒhl gehabt, dass es eine ernstzunehmende sexuelle Orientierung ist und nicht nur “eine Phase” oder ein “verwirrt sein”. Vorbilder und eine allgemeine Akzeptanz von Bi-SexualitĂ€t sind so wichtig fĂŒr uns, um zu zeigen, dass SexualitĂ€t nicht nur entweder heterosexuell oder schwul ist.
Ein integratives und informatives Arbeitsumfeld hilft mir, ich selbst zu sein, weiter zu lernen, Kollegen und Freunde aufzuklĂ€ren und mich sicher zu fĂŒhlen, wenn ich Kunden gegenĂŒberstehe. Ich weiĂ, dass mein Arbeitgeber immer hinter mir steht.

Vanessa Zimmermann – Executive Support Analyst
Ich wĂŒnschte, mein Umfeld hĂ€tte es ernst genommen und es nicht einfach als “Phase” deklariert. Die meisten Leute waren ĂŒberrascht und die augenblickliche Reaktion war in der Regel: “Du siehst nicht so aus” – was frustrierend sein kann.
BisexualitĂ€t ist nicht das prĂ€senteste Thema in der LGBT+-Gemeinschaft, die meisten Menschen stehen dem offen gegenĂŒber, aber ich bekomme oft negative Kommentare wie: “Du musst dich entscheiden” oder “Das ist einfach nicht das Wahre” – die Leute nehmen es einfach nicht ernst. Aus denselben GrĂŒnden war ich positiv ĂŒberrascht, als ich von unserer lokalen Feier zum Tag der bisexuellen Sichtbarkeit hörte. Manche Menschen wissen es nicht besser, und diese Orte können uns helfen, das Bewusstsein zu schĂ€rfen, um weiter auf dem Weg zu einem integrativeren Arbeitsumfeld voranzukommen.

Felix Steinhardt – Digital Business Consultant
Als PRIDE Lead Germany ist es eine meiner Aufgaben, alle Mitglieder unserer Gemeinschaft so gut wie möglich zu unterstĂŒtzen. FĂŒr mich ist die Bedeutung von Sichtbarkeit grundlegend, um eine engere Verbindung zu unseren Mitgliedern und ihren Geschichten herzustellen. Als bisexuelle Person weiĂ ich, dass es manchmal schwer sein kann, sich gegen die Etiketten zu wehren, die andere uns aufdrĂŒcken wollen, aber hey… es gibt nichts Besseres, als stolz darauf zu sein, wer man ist!
Unser Bekenntnis zur Vielfalt ist allgegenwĂ€rtig spĂŒrbar und hilft unseren Teams innovative Lösungen zu schaffen. Niemand muss sich verstellen â gegenseitiger Respekt und Empathie machen uns zu einer groĂen Familie.

Timona Borhanuddin – Technology Strategy & Advisory
Ich bin in Hamburg geboren. Mit sechs Jahren zog ich mit meiner Familie allerdings zurĂŒck nach Bangladesch. Aufgrund der kulturellen und traditionellen Normen in Bangladesch war ich als Kind und jugedliche mit vielen Stereotypen konfrontiert. Mir wurde beigebracht, wie man die perfekte Hausfrau fĂŒr einen Mann ist, und dass man heiraten muss um seine Eltern stolz zu machen. Es war nicht einfach all diese Stereotypen zu brechen.
Heute bin ich OUT, LOUD und PROUD darauf, dass ich beruflich erfolgreich bin, dass ich zu meiner BisexualitÀt stehe und dass ich alles zu meinen eigenen Bedingungen erreicht habe.
Stereotypen sind von der Gesellschaft gesetzt, und wir können sie ĂŒberwinden, wenn wir an uns glauben und offen darĂŒber sprechen.
Bevor ich zu Accenture gekommen bin, habe ich in einer kleineren Unternehmensberatung gearbeitet, wo ich nicht das GefĂŒhl hatte, mich selbst sein zu können. Ich traute mich nicht bei meinem vorherigen Arbeitgeber, offen ĂŒber meine sexuelle Orientierung oder LGBT+ Themen zu sprechen. Umso mehr habe ich beim Arbeitgeberwechsel darauf geachtet, dass ich als Person wahrgenommen werde. Ich glaube fest daran, dass wir alle besser arbeiten und im Team erfolgreicher sind, wenn wir eine offene und tolerante Umgebung schaffen, in der wir uns gegenseitig respektieren und alle sie selbst sein können.
In Accenture wird man dazu motiviert und dabei unterstĂŒtzt sein authentisches Selbst an den Arbeitsplatz zu bringen. Wenn das bedeutet, dass man ĂŒber seine sexuelle Orientierung sprechen möchte, dann sollte man dies problemlos machen können.
Accenture fördert einen inklusiven Arbeitsplatz und schafft mit speziellen LGBT+-Trainings, Mentoring-Programmen und einem modernen Leadership-VerstÀndnis und einem offenen Austausch ein Umfeld, in dem sich alle bestmöglich entwickeln und entfalten und sich Selbst sein können.
Die Aussagen basieren auf den persönliche Erfahrungen und Meinungen der Mitarbeiter_innen, weshalb sie nicht die Meinung von Accenture oder Bayer widerspiegeln.